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Ein Bus begeistert ein ganzes Amt

Kellinghusener Bürgerbus feiert morgen ersten Geburtstag / Fast 3000 Menschen wurden kostenlos gefahren

KELLINGHUSEN Der Bürgerbus des Amtes Kellinghusen ist ein Erfolgsprojekt – warum, das berichten Fahrdienst-Koordinator Alfred Büsen (68), Telefondienst-Koordinator Rainer Oldenhoff (69) und Gesamtkoordinator und Initiator Ulrich Kypke (75) Redakteurin Anna Krohn im Interview.

Seit dem 18. September 2018 rollt der Bürgerbus durch das Amt – hinter Ihnen liegt bestimmt eine aufregende Zeit… Ulrich Kypke: Es war ein dynamisches Jahr. Das Fahrdienst-und das Telefondienst-Team mussten zusammenfinden, und auch wir als Teamkoordinatoren. Am Anfang fanden für die Ehrenamtlichen im Telefondienst viele Schulungen statt, und die Fahrer mussten Gesundheits-und Reaktionschecks durchlaufen. Insgesamt war uns wichtig zu kommunizieren, dass wir ein Bürgerbus für die Bürger sind, dass es ein Ehrenamts-und gleichzeitig ein soziales Projekt ist, ein Prinzip der Daseinsvorsorge. Wir haben uns Mühe gegeben, den Bus in einem Jahr so gut zu verankern, wie er es jetzt ist. 

Warum ist er so wichtig? Kypke: Viele Menschen haben keinen Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr, würden ohne ihn nicht hinkommen, wo sie hin müssen und möchten. Er ist ein guter Beitrag für das Miteinander im ländlichen Raum, initiiert und festigt Nachbarschaft, bringt Menschen zusammen. Rainer Oldenhoff: Er ist für jeden im Amt Kellinghusen da. In erste Linie nutzen ihn ältere Menschen, aber wir transportieren auch junge Leute und Kinder, jeder darf mitfahren. Ohne den Bus würde es vielen schwer fallen, Besorgungen oder Arzttermine zu erledigen. 

Zwölf Ehrenamtliche im Telefondienst, knapp 20 Fahrer – und fast 3000 Bürger, die bereits gefahren wurden. Hätten Sie gedacht, dass der Bus so erfolgreich wird? Oldenhoff: Ja, denn das Problem mit dem öffentlichen Personennahverkehr war ja bekannt. Viele ältere Menschen sind zwar mobil, aber nicht mehr in der Lage, Auto zu fahren. Sie sind heilfroh, wenn sie nicht nur auf Bekannte oder die Familie angewiesen sind. Wir sind sozusagen der Reparaturbetrieb für den mangelhaften ÖPNV. In einigen Dörfern hält ja gar kein Bus, da ist der Bürgerbus eine große Errungenschaft – billiger kann eine Gemeinde für ihre Bürger keinen Anschluss bekommen. 

Er ist also stets gut gebucht? Oldenhoff: Wer nicht eine Woche Vorlauf einplant, spontan für den nächsten Tag eine Fahrt buchen will, bekommt meist keinen Platz, so gut sind wir belegt an den zweieinhalb Fahrtagen. Alfred Büsen: Vom Personal her sind wir bei den Fahrtagen und den Fahrdiensten an der Kapazitätsgrenze. Mit mehr Personal könnten wir natürlich mehr Fahrtwünsche bedienen. 

Wohin bringt der Bürgerbus die meisten Nutzer ? Büsen: Eine große Anzahl der Fahrten sind Einkaufsfahrten. Oldenhoff: Und Arztfahrten, das sind die Klassiker. Einige Ärzte achten bei der Terminvergabe sogar auf unsere Fahrzeiten. Kypke: Fast 40 Prozent der Fahrten gehen in den Raum Hohenlockstedt. 

Was hat maßgeblich zum Erfolg des Busses beigetragen? Kypke: Entscheidend ist, dass alle Ehrenamtlichen mit Freude dabei sind, dass ganz unterschiedliche Menschen sich miteinander engagieren – das Verhältnis aller ist kooperativ und kollegial, es hat sich entwickelt, wie es wünschenswert ist. Und es gab immer eine gute Zusammenarbeit mit dem Amt Kellinghusen – Engagement und guter Wille tragen das Projekt Bürgerbus. 

Wie sind die Rückmeldungen der Bürger? Oldenhoff: Die Leute, die den Bus nutzen, und auch viele andere, sind begeistert. Und das ist es, was uns und die anderen Ehrenamtlichen bei der Stange hält. Auch das Amt und die Stadt sind begeistert. Und viele, die den Bus nutzen, geben, obwohl die Fahrten kostenlos sind, ein paar Euro oder auch mal mehr als Spende. Das ist vielen ein Bedürfnis. Nur die Rückmeldung aus den Dörfern könnte größer sein. 

Die Trägerschaft soll vom Amt auf den Verein für Gemeindepflege für Kellinghusen und Umgebung wechseln… Oldenhoff: Das ist ein Vorteil, weil dadurch der Kundenkreis erweitert wird. So ist der Bus nicht mehr auf das Amtsgebiet begrenzt, und auch Bürger aus anderen Dörfern ihn nutzen dürften. Menschen aus Wittenbergen und den Moordörfern zum Beispiel sind jetzt ausgeschlossen, das ist völlig unsinnig. Kypke: Teilnehmende Gemeinden müssen dann einen gewissen Beitrag bezahlen, der sich nach der Einwohnerzahl bemisst. Wenn die Gemeinden sich entschieden haben, kann der Trägerschaftswechsel vielleicht noch in diesem Jahr erfolgen. Organisiert und verantwortet wird das vom Amt. 

Sind weitere Veränderungen geplant? Büsen: Richtig optimal läuft es, wenn der neue Bus da ist, den brauchen wir. Der bisherige ist veraltet, und für gehbehinderte Menschen schwer zugänglich. Der neue Bus wird 2020 angeschafft, der Leasingvertrag für den jetzigen läuft aus. Kypke: Wir sind bemüht, es hinzukriegen, dass zum Beispiel Einkaufsfahrten unter Nachbarn so abgestimmt werden, dass der Bürgerbus mit seinen acht Plätzen noch besser ausgelastet ist und sich die Fahrten mehr lohnen. Insgesamt sind wir einfach froh, dass der Bürgerbus jetzt im Alltags- und Lebensgeflecht dieser Region verankert ist. 

Quelle: Joachim Möller - Norddeutsche Rundschau (shz.de)

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